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Ein Chianti mit Puccini

In den nächsten Wochen begegnen wir in unserem Blog den Komponisten unseres Jubiläumskonzerts, deren Wirken später der Epoche der Romantik zugeordnet wurde. Beginnen wir mit dem Schillerndsten von ihnen, der nach eigener Aussage von der Kunst und von der Liebe lebte.

Giacomo Puccini konnte von seiner Kunst tatsächlich sehr gut leben. Ihm war schon zu Lebzeiten die Gnade des Erfolgs gegönnt und er wurde als Verdis inoffizieller Nachfolger gehandelt. In seinen Opern ringen die Protagonisten mit Liebe, Verrat, Leidenschaft, Eifersucht und dem Tod. Die Kritiker hassten ihn, das Publikum liebte ihn. Die Spuren seiner Kunst ziehen sich bis tief ins Heute.

Wir treffen ihn um die Jahrhundertwende auf der Terrasse seiner Villa Puccini. Diese lag unweit seines Heimatdorfes Lucca in einem Ort namens Torre del Lago in der Toskana und wurde zunächst von seiner Familie als Sommerhaus genutzt, bevor Puccini es bezog.

Puccini wurde im Jahr 1858 als Sechstes von neun Kindern in einer angesehen Familie von Kirchenmusikern geboren.

Im Alter von sechs Jahren verlor er seinen Vater und damit seine Aussicht auf das Amt des Kapellmeisters von Lucca, das die Dynastie der Puccinis für 124 Jahre innehatte.

Im Alter von 14 Jahren spielte er die Orgel im Gottesdienst in Lucca.

Im Alter von 18 Jahren erlebte er Verdis „Aida“, die seinen Blick auf die Musik für immer veränderte. Nach dem Studium am Konservatorium von Lucca wechselt er an das Konservatorium in Mailand, dies ermöglichte ihm ein Stipendium der Königin Magherita de Savoy.

Den Abschluss seiner Karriere in der kirchlichen Musik findet er mit 21 Jahren in seiner „Messa di Gloria“, die wir für unser Jubiläumskonzert ausgewählt haben. Obwohl die Uraufführung in Lucca im Juli 1880 sehr erfolgreich war, geriet das Stück beinahe in Vergessenheit und wurde erst 1952 in Chicago erneut aufgeführt.

Puccini veröffentlicht in den folgenden Jahren mehrere Opern. Der erste, große Publikumserfolg gelang ihm im Alter von 36 Jahren mit  „Manon Lescaut“. Es folgten „La Bohème“ und „Tosca“. Mitten in der Arbeit an „Madame Butterfly“ hätte seine Karriere beinahe tragisch geendet.

In einer Februarnacht des Jahres 1903 fuhr ihn sein Chauffeur mit seiner Geliebte Elvira und ihrem gemeinsamen Sohn Antonio zur Villa nach Torre del Lago. Sie kamen von der Straße ab, das Auto stürzte mehrere Meter in die Tiefe und blieb auf dem Dach liegen. Puccini war unter dem Auto eingeklemmt. Dank der Hilfe eines in der Nähe wohnenden Arztes überlebte er den Unfall schwer verletzt.

Elvira hatte zuvor ihren untreuen Ehemann für Puccini verlassen und lebte mit ihrer Tochter und dem gemeinsamen Sohn in der Villa Puccini.

Ein Tag nach Puccinis Unfall wurde Elviras Ehemann wiederum vom Ehemann seiner Affäre getötet. Dies ermöglichte die Ehe von Elvira und Puccini, was diesen jedoch nicht von zahlreichen außerehelichen Beziehungen abhielt. Die Auserwählten waren bekannte Opernsängerinnen, eine deutsche Baronesse und die Schwester seines Komponistenfreunds Ervin Lendvai.

In ihrer Eifersucht klagte Elvira ein Hausmädchen der Unzucht mit Puccini an. Dieses nahm sich aus Verzweiflung das Leben und starb dabei als Jungfrau, wie die Autopsie ergab. Elvira musste wegen der Verleumdung für fünf Monate in das Gefängnis.

Als „Madame Butterfly“ endlich in der Mailänder Scala Premiere hatte, war die Aufführung ein Flop. Diskutiert wurde der Moment, als sich der Kimono der Opernsängerin Rosina Storchio hob und das Publikum über eine mögliche Schwangerschaft aus ihrer Affäre mit dem Dirigenten Arturo Toscanini spekulierte. Aufgrund des großen Misserfolgs überarbeitete Puccini die Oper insgesamt vier Mal bis zu der Version, die heute auf zahlreichen Bühnen gegeben wird.

Puccinis bekannteste Opern dominieren tragische Frauenfiguren, die sich für ihre Liebe opfern (Mimi in „La Bohème“, „Manon Lescaut“), sich aus Eifersucht in den Tod stürzen („Tosca“) oder mit Kind aus einer Affäre zurückgelassen werden („Madame Butterfly“). Künstlerisch schlägt er den Bogen von der Spätromantik, der auch die „Messe die Gloria“ zugerechnet wird, hin zum modernen „Verismo“.

Puccini stirbt als leidenschaftlicher Zigarrenraucher 1924 im Alter von 65 Jahren an Kehlkopfkrebs. Seine Grabrede wird von Benito Mussolini persönlich gehalten, obwohl er sich nie sehr für Politik interessierte. Er starb als Opernlegende und italienischer Nationalheld.

Die Dramen seines Lebens inspirierten seine Kunst. 

geschrieben am Montag, 16. September 2024